„Es verwundert mich manchmal wie alt ich bin.“ Mit diesem lapidaren Satz beginnt die Erinnerung der betagten Erzählerin an ihren Sommerjob als Highschool-Schülerin. In wenigen Szenen entwirft Alice Munro ein komplexes Beziehungsgeflecht.

Im Mittelpunkt der an Leukämie erkrankte Kriegsheimkehrer Bruce, der von den verschiedenen Frauen im Haus umsorgt und umschwärmt wird, beobachtet von der jungen Hausangestellten, die das Leben einer begüterten, konservativen Familie mit ihren ganzen Widersprüchen und Abgründen hautnah erlebt. Und gleichzeitig die ganze Bandbreite des Lebens Erwachsener mit Klassengegensätzen, Missgunst, Neid, Eifersucht, Tod und Liebe.

Nach dem Sommerjob ist für die junge Protagonistin nichts mehr wie früher.
„Ich wurde erwachsen und alt.“

mit: Nadja Tiller, Marina Frenk, Karoline Bär, Jörg Pohl u.a.
Musik: Dmitri Kourliandski

Regie und Bearbeitung: Jean-Claude Kuner
Ursendung: NDR Kultur / 08.07.2015

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Es verwundert mich manchmal, wie alt ich bin. Ich kann mich noch erinnern, dass die Straßen der Stadt, in der ich lebte, im Sommer mit Wasser gesprengt wurden, damit der Staub sich legte, dass Mädchen breite Wespentaillengürtel trugen und Petticoats, die von allein standen, und dass bei Dingen wie Polio und Leukämie nicht viel zu machen war.

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