Harry Partch

Er mag der unbekannteste unter den bekannten amerikanischen Komponisten geblieben sein. Sein Wirken ausserhalb der etablierten Musikszene machte ihn zu einem Aussenseiter, der Zeit seines Lebens ignoriert, teilweise verlacht und schliesslich doch einen enormen Einfluss auf die Musikwelt Nordamerikas nahm.

Harry Partch (1901-1974) schrieb zwei wegweisende Musikbücher, die seine rebellischen Ansichten zur Musik widerspiegeln, darunter Genesis of a Music. Als Komponist befreite er sich radikal von Dogmen. Er verwarf die gleichschwebend temperierte Stimmung zu Gunsten einer Oktave mit 43 Intervallen und musste dafür eigenhändig Instrumente bauen, um dies spielen zu können.

Heute, Jahrezehnte nach seinem Tod, werden Bücher über ihn veröffentlicht und Konferenzen abgehalten, die sich ausschliesslich mit dem Werk und den Theorien von Harry Partch beschäftigen.
Aber noch immer ist Harry Partch der grosse Unbekannte, sind seine Werke in Konzerten kaum zu hören. Auch wenn sich der Komponist Dean Drummond (bis zu seinem Tod 2014) an der Montclair State University in New Jersey für den Erhalt der Instrumente und das Aufführen der Werke einsetzte und in dieser Sendung von dieser Arbeit erzählte.

Autor + Regie: Jean-Claude Kuner
Ursendung: SFB / Juni 2001

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I am Harry Partch. A composer. My compositions employ scale instruments and a manner of performance different from that of current musical practice.

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Curt Bois: Vom Heinerle zum Krapp

Das war ein Glück, dass ich als junger Regieassistent den in Berlin geborenen Schauspieler Curt Bois (1901-1991) kennenlernen durfte.

Jemandem zu begegnen, der bei Max Reinhardt, dann im Exil in den USA in Hollywood in Filmen wie Casablanca gespielt hatte, nach seiner Rückkehr in den 1950-er Jahren bei Brecht und Kortner und Wim Wenders, das war für mich jungen Theatermenschen aus Basel lebende Theatergeschichte und faszinierend.

Ich bedauerte zu sehen, wie Bois im Alter zu Hause noch immer sprühend vor Witz und Energie sein konnte, aber – wie er selber sagte – „nichts mehr zu tun habe, arbeitslos sei“. So entstand die Idee zu einem Hörstück über sein Leben.

Im November 1989 nahmen wir an mehreren Tagen in seiner Wohnung in Berlin-Westend Gespräche auf, die dann, versetzt mit Originalaufnahmen seiner Film- und Theaterauftritte, zur Grundlage dieses Hörstücks wurden.

Erzählt wird die Geschichte eines Menschen zwischen Kunst (Theater und Film) und Politik. Wie die Politik und der Wahn der Nazizeit seinem Leben zusgesetzt hat. Wie ein Komiker trotzallem – oder gerade zum Trotz – sein Lachen dabei nicht verlernt hat.

Autor + Regie: Jean-Claude Kuner
Ursendung: Deutschlandradio Kultur / 02.04.2001

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Wie lernte ich die englische Sprache? Indem ich von morgens bis zum späten Abend in Stripteasetheater ging. Die waren damals in der 42. Strasse. Billy Minsky war eins der brillantesten. Und da war auch die wundervolle Stripteasetänzerin Gipsy Rose Lee. Und von den Komikern und von den Boulevardblättern lernte ich eigentlich Englisch. Und da ich sprachenbegabt bin, so ging es ziemlich schnell und ich konnte in Englisch spielen.

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Pete Seeger

Vom Kirchenbesuch zurück, bei dem er einige Lieder zur Erinnerung an Martin Luther King gesungen hat, sitzt Seeger am Küchentisch, um von seinem bewegten Leben zu erzählen. Seeger, der am 3. Mai 1999 80 Jahre alt wurde, packt Banjo und Gitarre aus, um auszudrücken, was ihn sein Leben lang geleitet hat: der unerschütterliche Glaube an die Verbesserung der Welt und sein Engagement für Politik und Umwelt.

Als einer der bedeutensten Folksänger der USA wird er heute angesehen. Ein Protestsänger, der an allen wesentlichen politischen und sozialen Bewegungen aktiv beteiligt war, darunter die Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King und Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg.

Sag mir wo die Blumen sind, We Shall Overcome und Guantanamera, das sind nur einige seiner Lieder, die inzwischen zum internationalen Repertoire gehören, gesungen von Marlene Dietrich über Bob Dylan, Bruce Springsteen bis zu Nicolette. Pete Seeger blieb bis zu seinem Tod 2014 ein ungebrochener Optimist, der als Aktivist mit seinen Liedern und besonderen Einfällen für eine bessere Welt kämpfte.

Autor + Regie: Jean-Claude Kuner
Ursendung: WDR3 / 02.05.1999

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I was deeply affected by Dr. King. I`ve met him in 1957 in Tennessee. I actually sang “We Shall Overcome” to him. One of the interesting things he showed me was fighting over a broad field you don't to aim for your opponents strong points, you aim for the smaller ones where you can win. And 14 months after the bus boycott as you know they won.

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Die Welt im Sampler

DJ’s entdeckten die Schallplatte in den 80er Jahren als Produktionsmittel.

Aus den schwarzen Ghettos und der schwulen Subkultur kommt die Musik, die innerhalb von einem Jahrzehnt die gesamte Popkultur erobert (Kunst, Mode, Film Literatur inklusive) und traditionelle Kulturbegriffe sprengt.

Ohne musikalische Ausbildung, nur bewaffnet mit zwei Plattenspielern und dem Vinyl, entwickelt sich der DJ zum Künstler. Gleichzeitig werden Fragen nach Autorenschaft, Copyright und politischer Hierarchie neu gestellt.

Paul D. Miller alias DJ Spooky, 1971 geboren, ist ein intellektueller Denker der DJ- und Avantgarde-Szene New Yorks. Ein Allesfresser und Chamäleon, Musiker, Künstler und Schriftsteller. Eine Renaissance-Gestalt des digitalen Zeitalters in den Netzwerken von Global Play und Cyberspace.

Autor: Jean-Claude Kuner
Regie: Petra Feldhoff
Ursendung: WDR / 28.02.1999

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Instead of practicing I try as much as possible to open up myself to these thousands of fragments of memory ... when I’m thinking of making a track I go through lots and lots and lots of filters just trying to organize the information. Its already a huge amount of time and energy just to know the records, to know the beats, and what will sound right together.

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Carpe Diem!

Der Lebensentwurf von Walter Spies liest sich faszinierend: hunderte seiner oft literarischen Briefe haben die Kriegswirren überlebt und bezeugen auf berührende Weise seinen Witz, seine Kreativität und seinen inneren Wandel auf der Suche nach dem Glück. Mit Mut hat Spies das realisiert, wovon so mancher sein Leben lang nur träumen mag: die gewohnte Umgebung zu verlassen, um in der tropischen Fremde ein neues glücklicheres Dasein zu finden.

Alles scheint sich für den jungen Walter Spies (geb. 1895 in Moskau) in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg zu entwickeln. Er hält sich in Dresden im Kreise um Oskar Kokoschka und Otto Dix auf, lebt später zusammen mit dem Stummfilm-Regisseur Friedrich W. Murnau in Berlin und begegnet dort allem, was Rang und Namen in der Kulturwelt hat. Als Maler verzeichnet er schnell erste Erfolge.

1923 verlässt der 28-jährige Walter Spies jedoch Europa. Ab 1927 lebt er auf Bali. Die Grössen seiner Zeit aus Kultur und Wissenschaft besuchen ihn: Vicky Baum, Charly Chaplin, Margaret Mead, und die Komponisten Colin McPhee oder Alexander Tansman.

Als 1940 die deutschen Truppen Holland überfallen, wird er als Deutscher interniert. Spies lebt die nächsten zwei Jahre in Lagern auf Java und Sumatra. Nach Ceylon evakuiert wird sein Schiff von den Japanern torpediert.

Autor + Regie: Jean-Claude Kuner
Ursendung: NDR / September 1995

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Es ist gerade ein Monat, dass ich hier auf Bali bin. Ich glaube wohl kaum, dass jemand sonst Bali in so kurzer Zeit so gründlich hat kennengelernt wie ich, denn Sie wissen es, ich habe es so durchgeführt, wie ich es mir vorgenommen hatte, ich bin die ganze Zeit zu Fuss gelaufen, oft quer durch's Land, wo sonst wohl wenige, wegen Weglosigkeit, hinkommen. Und das Wichtigste war, ich habe die Nächte immer nur in balinesischen Häusern zugebracht. So lernte ich das Leben und Treiben von Brahmanen, Bauern, von Handwerkern jeder Art, Holzschnitzern, Wajangmalern, Silberschmieden kennen. Ich hoffe, bald wieder für längere Zeit hierherkommen zu können, denn Bali scheint mir in jeder Hinsicht ganz unerschöpflich zu sein!

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Die Neugier trieb mich um die Welt

Der Komponist, Reiseschriftsteller, Kameramann und Photograph Hans Helfritz (1902-1995) führte ein abenteurliches und vielfältiges Leben.

Seine Reisen nach Südarabien brachten ihm während der frühen dreissiger Jahre internationale Aufmerksamkeit.

Als erstem Europäer war es ihm gelungen die schwer bewachte Stadt Shabwa zu betreten, unter der die Schätze der Königin von Saba vermutet wurden. Er drehte unter Lebensgefahr einen Film für die Ufa und photographierte die Ruinenstadt.

Von diesen Reisen brachte er auch Musik mit, die frühesten erhaltenen musikethnologischen Aufnahmen aus dem Jemen, die heute zum Memory of the World Programm der Unesco gehören.

Ab den 1930-er Jahren wurden seine Abenteuer- und Forschungsreisen von der Öffentlichkeit aufmerksam verfolgt. Helfritz drehte Kulturfilme, verfaßte an die 25 Bücher über seine Reisen durch alle möglichen Erdteile, darunter Südostasien, China, Japan, Mexiko, Guatemala, Bolivien und die USA. Und photographierte leidenschaftlich. Das Rautenstrauch-Joest Museum in Köln beherbergt heute sein Bild-Archiv.

Hans Helfritz war aber auch Komponist. Er schrieb zahlreiche Werke, vor allem in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg und während seines Exils in Chile von 1939-59. Sein Musikarchiv befindet sich heute in der Akademie der Künste in Berlin.

Er starb am 21. Oktober 1995 in Duisburg.

Autor + Regie: Jean-Claude Kuner
Ursendung: SFB / 22.12.1990

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