Exit
Jean-Claude Kuner
Notausgang aus dem Leben
Deutschlandradio Kultur / Österreichischen Rundfunk / 2008
Bereits seit 1982 ermöglichen in der Schweiz Freitodbegleitungs-Organisationen das Recht auf eine Selbstbestimmung bis zum letzten Tag. Unterstützt durch die Schweizer Ethikkommission, die auch Ausländern dieses Recht zugesteht.
Damit steht die Schweiz neben Holland, Belgien und dem US-Bundesstaat Oregon weltweit an vorderster Front in Sachen Liberalisierung der Freitodbegleitung.
Im Dialog mit Philosophen, darunter Seneca, Michel de Montaigne und Wilhelm Schmid, sowie im Gespräch mit der Suizidhilfeorganisation EXIT, darunter mit zwei dort arbeitenden evangelischen Pfarrern, entfalten sich die liberalen wie revolutionären Einsichten in eines der letzten Tabuthemen unserer Zeit: das Recht auf den eigenen Tod, das in Deutschland durch eine Gesetzesänderung erst 2020 ermöglicht wurde.
Autor + Regie: Jean-Claude Kuner
Ursendung: Deutschlandradio Kultur / 24.05. 2008
Im finalen Akt sind die Menschen in meinen Augen sehr klar, teilweise auch sehr gezielt auf diesen Moment hin. Man mag nicht noch gross reden. Und nicht, weil man unruhig ist, sondern einfach weil jetzt der Zeitpunkt da ist. Jetzt hat man lange genug gewartet, das ist so die Haltung, die ich empfinde.
Im Dickicht der Stadt
Jean-Claude Kuner
Ein Großtstadtmärchen mit Rainer Werner Fassbinder
WDR / Deutschlandfunk / 2005
Am 31. Oktober 1985 entlud sich ein Theaterskandal über Deutschland, der außenpolitische Dimensionen annahm. Sondersitzungen im Frankfurter Stadtparlament und in der israelischen Knesset beschäftigten sich mit der geplanten Uraufführung des Stückes Der Müll, die Stadt und der Tod von Rainer Werner Fassbinder im Kleinen Haus des Frankfurter Schauspiels. Der Vorwurf: Stück und Autor seien antisemitisch.
Intellektuelle wie Gilles Deleuze, Michel Foucault und Erich Fried beteiligten sich an der Debatte über die Frankfurter Städtebaupolitik der 70er Jahre, die Allianz von Immobilienspekulanten, Banken und Stadtpolitikern.
Was steckte hinter dem Protest gegen dieses Stück, der eine Aufführung in Deutschland bis 2009 verhindert hat? Wer war Rainer Werner Fassbinder (1945-1982), der auch als Filmregisseur immer gerne provozierte und sich u.a. die Feindschaft von Politikern, Schwulen und auch Juden zugezogen hat?
Neben Zeitzeugen aus der Frankfurter Zeit kommt der Filmregisseur Daniel Schmid (1941-2006) zu Wort, der Der Müll, die Stadt und der Tod unter dem Titel Schatten der Engel verfilmt hat. Und Ingrid Caven, eine wichtige Frauenfigur im Leben Fassbinders, die wie er in diesem Film mitspielte.
Autor: Jean-Claude Kuner
Regie: D.W.Meissner
Ursendung: WDR / 23.05.05
Rainer hatte ja lauter Sachen an sich, die störend waren für die brave bundesdeutsche Gesellschaft. Deshalb musste man ihn fertig machen.
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Spiel mit den Grenzen
Jean-Claude Kuner
Alte Musik zwischen Improvisation und Crossover
WDR / 2005
In der Schola Cantorum Basiliensis in Basel, Vorreiter in der Wiederentdeckung der vergessenen Musik und Instrumente des Mittelalters und der Renaissance, wird heute die Improvisation gross geschrieben. Ein Widerspruch? Wo alte Musik historisch so genau und authentisch wie möglich wiedergegeben werden soll?
Im Mittelalter wurde kaum etwas vollständig notiert. Der Generalbass vom 16.-18. Jahrhundert genau so wenig ausgeschrieben. Es wurde improvisiert, ausgeschmückt, in stilistischen Grenzen variiert. Wie die Vertreter der alten Musik diese Kunst wieder erlernen, wie sie sich in anderen musikalischen Formen und Kulturen umsehen, um Rückschlüsse auf unsere vergangene Musikkultur zu ziehen, ist Thema der Sendung.
Zu hören sind unter anderen der Lautenist Ken Zuckerman, der Musik aus dem Mittelalter der traditionellen Musik Nordindiens gegenüberstellt, Jesper Christensen, der zwischen Jazz- und Generalbass-Improvisationen hin und herpendelt, der Gambist Paolo Pandolfo (sh. Bild) und seine Ausflüge in die neue Musik, der Sänger Andreas Scholl oder die irische Sängerin Kathleen Dineen, der die Volksweisen ihrer Heimat genau so am Herzen liegen wie die Lieder der Renaissance.
Autor und Regie: Jean-Claude Kuner
Ursendung: WDR3 / 31.03.2005
Wenn ich traditionelle Lieder singe, empfinde ich als Sängerin eine große Freiheit - weil ich sie mein Leben lang gekannt habe und sie mir in Fleisch und Blut übergegangen sind. Ich brauche keine Noten. Nur mich selbst und meine Stimme.In Konzerten entsteht das Gefühl der völligen Übereinstimmung mit dem, was ich tue und der vollkommenen Freiheit des Gesangs. Ich dachte immer, wenn ich doch nur auch die Musik des Mittelalters auf diese Weise singen könnte.
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Das zerrissene Ehrenwort/The Broken Promise
Jean-Claude Kuner
Blutrache in Albanien
Deutschlandfunk / Südwestrundfunk / 2005
Der albanische Geschichtsstudent Stavri (21) erforscht die Traditionen seines Landes, das vor allem im Norden seit Jahrhunderten existierende Gewohnheitsrecht Kanun. Es regelt unter anderem die Blutrache. Obwohl von den Kommunisten abgeschafft, tauchte sie nach der Wende umso stärker wieder auf. Doch haben die neuen Blutrachefälle nichts gemein mit dem alten Kanun. Niemand hält sich heute mehr an die Regeln. Da der schwache Justizapparat versagt, greifen die einfachen Menschen wieder zur Selbstjustiz.
Die Recherche des jungen Albaners lässt immer mehr die Rückständigkeit althergebrachter Lebensformen inmitten einer modernen Welt spürbar werden und gibt damit auch einen Einblick in die fremde Welt des Balkans.
Autor: Jean-Claude Kuner
Regie: Thomas Wolfertz
Ursendung: Deutschlandfunk / 01.03.2005
Preise / Auszeichnungen: Prix Marulic (Kategorie Documentary) 2005
An Albanian history student, Stavri (21), is researching the traditions of his country, the “Kanun”, common law that has existed for hundreds of years and is especially present in the rural north of the country. The Kanun also sets rules for blood revenge. Although the communists banned the Kanun, after the collapse of the former government it once again became the law of the land in remote regions of the country.
Stavri comes to realise that the new cases of blood revenge have little to do with the old text and laws of the Kanun. No one is following any of the rules anymore, whether old or new. Since the government and its (judiciary) agents are quite weak across the land, more and more people are taking ‘the law’ into their own hands.
The feature confronts a historic case of blood revenge (inspired by Ismael Kadarés novel The Broken April) with today’s reality.
The young Albanian’s research gives him deeper insights into the backwardness of these traditional ways of life and the conflicts between old and new, thus providing a glimpse into the strange and sometimes very foreign world of the Balkans.
Ich habe einen Mann getötet, dort, an der Biegung der Grossen Strasse. Dreht ihn auf den Rücken und legt ihm das Gewehr an den Kopf. „Gjorg von den Berisha hat das Blut seines Bruders gerächt.“ Die Unterhändler kommen, um das vierundzwanzigstündige Ehrenwort für die Berishas zu fordern.
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Mann? Frau? Berdache!
Jean-Claude Kuner
Über Indianer und Geschlechtervielfalt
Deutschlandradio / 2005
Frau, Mann, Schwuler, Lesbe, Transsexueller, Crossdresser … und doch nur zwei Geschlechter? Die Indianer Nordamerikas kannten bis zu sechs.
We’wha vom Stamm der Zuni war eine Berdache, ein Indianer in Frauenkleidern. Er war gebildet, sprach Englisch und wurde von der Washingtoner Gesellschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert als gebildete Indianerin hofiert bis schliesslich die Wahrheit ans Licht kam und den Skandal auslöste.
Männer in Frauenkleidern, Frauen in Männerkleidern, ein altes ethnologisches Phänomen, das über Samoa, Nordamerika bis nach Albanien verfolgt werden kann. Menschen, die in kein polares Konzept gezwängt ihr Geschlecht der Zwischentöne ohne Diskriminierung ausleben dürfen.
Autor und Regie: Jean-Claude Kuner
Ursendung: Deutschlandradio Berlin / 12.01.2005
Ein junger Omaha erzählte, dass der Mondgeist ihn im Traum als >meine Tochter< ansprach und er dem Geist in weiblicher Form antwortete. Nachdem er seinen Stammesbrüdern von diesem Traum erzählt hatte, übergaben sie ihm ein Frauenkleid.
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Jeder ist seines Glückes Schmied
Jean-Claude Kuner
Über das Glück der Fülle
NDR / RBB / 2004
Philosophen und Religionswissenschaftler, Hirnforscher und Psychologen, Heiler, Hellseher und Astrologen beschäftigen sich immer wieder mit der Frage: Welche Wege gibt es zum Glück? Was macht das Glücklichsein aus? Ist es möglich, dauerhaft glücklich zu sein?
Der Autor – zusammen mit Hector aus Lelord’s Buch – ist monatelang auf der Suche nach der Glücksformel. Doch zum Schluss hat er alle Ratgeber enttäuscht beiseite gelegt und sich eine Erkenntnis des Berliner Philosophen Wilhelm Schmid zu eigen gemacht: „Glück ist das Glück der Fülle, das erfüllte Leben, das Erfolg wie Misserfolg mit einschließt.“
Autor und Regie: Jean-Claude Kuner
Ursendung: NDR / 01.01.2005
Das Glück der Fülle ist das eigentlich philosophische Glück, nicht abhängig von blossen Zufällen und momentanen Empfindungen, vielmehr eine immer aufs Neue zu findende Balance in aller Polarität des Lebens, nicht unbedingt im jeweiligen Augenblick, sondern durch Misslingen; nicht nur Erfolg, auch Misserfolg; nicht nur Lust, auch Schmerz.
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Reise in den Kosmos der Klänge
Jean-Claude Kuner
Der Komponist George Crumb
Deutschlandradio / 2004
Der amerikanische Komponist George Crumb (1929-2022) kreierte Anfang der sechziger Jahre seinen eigenen Klangkosmos und setzte sich damit bewusst gegen den damals vorherrschenden Postserialismus ab.
Er zählt zu den bedeutendsten und innovativsten Komponisten Amerikas.
Die ruhige Stimme des Komponisten entführt den Hörer in seine durch Debussy, Mahler und Bartók inspirierte Musikwelt mit ihren zarten und verfremdeten Klängen, die ganz ohne Elektronik auskommt.
Autor und Regie: Jean-Claude Kuner
Ursendung: Deutschlandradio / 16.03.2004
Tonality exists .... exploration of sounds .... and deliberate percussion of the role of just punctuation.
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Spiel mit der Vergangenheit
Jean-Claude Kuner
Erinnerungen an den 17. Juni 1953
NDR 2003
„Mit Walter Ulbricht kämpft sich’s gut. Voran, die Strasse frei!“ Das heroische Lied aus der DDR unterbricht zwischendurch die Spurensuche der Gegenwart und führt in eine vergangene Klangwelt. Die der Kommentare und politischen Reden aus Ost und West während des Kalten Krieges und in eine heute merkwürdig anmutende Liederwelt vergangener Ideale.
In dem seit DDR-Zeiten existierenden Café Sibylle versammelt ein aus dem Westen zurückgekehrter 60-jähriger Ostberliner seine Freunde, um das Quiz Stalinallee – ein Spiel auf Ehre und Gewissen zu spielen. Er selbst wohnt jetzt wieder hier, in der ehemaligen Stalinallee, die später in Karl-Marx-Allee umbenannt wurde und so aussieht als würde sie sich in Moskau befinden. Quizkarten werden gezogen, darunter Fragen, die die Ereignisse des Arbeiteraufstandes vom 17. Juni 1953 betreffen und die kaum einer der Freunde beantworten kann.
Dann will einer der Spieler es genauer wissen, und der ehemalige Ostberliner nimmt ihn mit auf eine Spurensuche zu den wesentlichen Orten, an denen der Aufstand stattgefunden hat. Darunter der Strausbergerplatz, an dem der legendäre Marsch der Bauarbeiter der Stalinallee begonnen hatte.
Autor + Regie: Jean-Claude Kuner
Ursendung: NDR / 15.06.03
In welchem Jahr wurde die Große Frankfurter Straße/Frankfurter Allee in Stalinallee umbenannt? A: 1945 B: 1949 C: 1953?
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Ruth Crawford Seeger
Jean-Claude Kuner
WDR / 2003 – 14’17”
Jahrzehntelang fristete die Komponistin Ruth Crawford Seeger ein Dasein als Randnote in der Musikgeschichte Amerikas. Man kannte sie entweder als Herausgeberin amerikanischer Volkslieder oder als Mutter ihrer berühmten Kinder – die Folk-Sänger Mike und Peggy Seeger – und als Stiefmutter von Pete Seeger.
Erst seit der Herausgabe einer ausführlichen Biographie der amerikanischen Musikwissenschaftlerin Judith Tick (1997) und der Einspielung wesentlicher Werke von Ruth Crawford Seeger auf CD in den nachfolgenden Jahren lässt sich das Schaffen einer der interessantesten zeitgenössischen Komponistinnen der USA überblicken.
Nach anfänglichen Erfolgen hielt die 1932 gegründete Familie sie auf Jahre ab ihre Arbeit als Komponistin experimenteller zeitgenössischer und dissonanter Musik fortzusetzen. Zwischen 1932 und 1951 entstand nur ein einziges Werk. Erst 1952 nahm sie nach langem Schweigen an einem Kompositions-Wettbewerb teil. Doch Ruth Crawford Seeger ereilte mitten in diesem neuen Aufschwung ein Krebsleiden, dem sie nur sehr kurze Zeit später erlag.
Ruth Crawford wurde am 3. Juli 1901 in East Liverpool im Bundesstaat Ohio geboren und starb am 18. November 1953.
Autor + Regie: Jean-Claude Kuner
Sendetermin: WDR Zeitzeichen / 03.07.2003
„Nun ist es uns endlich möglich die allgemeine Frage zu beantworten, ob es Komponistinnen gibt, die mehr als nur Epigonen der Männer sind. Miss Crawford ist es. Ja, man kann unter den amerikanischen Komponisten nur wenige Männer finden, die auf so kompromisslose und erfolgreiche Weise radikal sind wie sie.“
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32 Betrachtungen über Grete Sultan
Jean-Claude Kuner
Eine Pianistinnen-Karriere
WDR / 2002
Eine ganz große Karriere steht ihr bevor. Sie kennt die Komponisten Arnold Schönberg, Béla Bártok, Ferruccio Busoni persönlich. Ebenso die Pianisten Claudio Arrau und Edwin Fischer. Arturo Toscanini hat sie gehört und gefördert. Theodor Adorno will sie nach dem Krieg zurück nach Deutschland holen.
Grete Sultan, am 21. Juni 1906 in Berlin geboren, erhält 1935 Auftrittsverbot. Sie ist Jüdin.
1941 bringt sie einer der letzten Flüchtlingstransporte nach Portugal. Vier Monate abenteuerlicher Flucht, die in New York endet.
In den USA lernt sie den Komponisten John Cage kennen und wird eine seiner wichtigsten Interpretinnen. 1974 schreibt er für sie das monumentale Werk Etudes Australes. 32 Etüden in vier Büchern. Komponiert nach dem Zufallsprinzip. Sie bleiben auf Jahre die einzige veröffentlichte Aufnahme der Sultan – bis der deutsche Musikproduzent Heiner Stadler in ihrem Schrank Tonbänder mit Konzertmitschnitten entdeckt. Er veröffenlicht sie. Das Comeback einer der ganz großen Pianistinnen des letzten Jahrhunderts.
Grete Sultan, die nie wieder an ihre Karriere vor dem Krieg anknüpfen konnte, lebte bis zu ihrem Tod am 26. Juni 2005 in Westbeth im New Yorker Stadtteil Greenwich Village.
Autor: Jean-Claude Kuner
Regie: D.W.Meissner
Ursendung: WDR3 / 05.05.2002
Ich bin Pianistin. Ich habe nie viel gesprochen in meinem Leben. Musik hat mich interessiert. Zeitgenössische und alte, vor-Bachsche Musik. Alle Musik. Mein ganzes Leben war so. Meine Erziehung war so.
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