Schöne Welt wo bist du?
Wege zu Johann Joachim Winckelmann
Deutschlandfunk / 2011
Johann Joachim Winckelmann (1717-1768) suchte Schönheit in Freiheit. Als freier Bürger und einer der ersten von Kirche und Hof unabhängigen, freien Wissenschaftler seiner Zeit. Später, in Rom, fand er zum Kern seines Schaffens: er begründete die Kunstbetrachtung und wissenschaftliche Archäologie, er verhalf der griechischen Antike zur Wiederentdeckung. Als Vordenker der Klassik wurde er von den Intellektuellen seiner Zeit verehrt, und, nachdem er in Triest von einem Zimmernachbarn unter mysteriösen Umständen ermordet worden war, zutiefst betrauert.
Die Zeitgenossen Goethe und Casanova berichteten noch freimütig von Winckelmanns Privatleben, im prüden 19. und 20. Jahrhundert wurde seine Homosexualität vollständig ausgeblendet. Welch prägende Rolle sie in der Betrachtung der griechischen Antike spielte und welchen Einfluss sie auf sein Werk nahm, das hat Wolfgang von Wangenheim in seiner 2005 erschienenen Winckelmann-Biographie Der verworfene Stein erstmals ohne Scheu dargestellt.
Vasensammler Lichtenhahn hat das Buch von Wolfgang von Wangenheim mit großer Neugier gelesen. Er beschließt noch einmal nach Rom zu reisen. Über Schloss Nöthnitz in der Nähe von Dresden, wo Winckelmann 1748 unter seiner Arbeit als Bibliothekar des Grafen Bünau zu leiden hatte, erreicht der Vasensammler Rom. Er besucht Winckelmanns Wohnhaus, das von ihm mitgestaltete, prächtige Museum Villa Albani, die Museen im Vatikan mit den antiken Statuen wie dem Apoll von Belvedere, den Winckelmann in einer Schrift so eindringlich beschrieben hat und vom Vasensammler dort gelesen wird. Alles steht noch genau so wie zu Winckelmanns Zeiten. Doch gleichzeitig ist auch alles anders …
mit: Fritz Lichtenhahn, Ulrich Matthes, Walter Giller, Nadja Tiller, Alexander Khuon, Max von Pufendorf, Johannes Schäfer, Sabin Tambrea
Autor + Regie: Jean-Claude Kuner
Ursendung: Deutschlandfunk / 13.08. 2011
Preise: Prix Marulic (Kategorie Radio Drama) 2012, nominiert zum Prix Europa 2012
Es ist unnütz einen Blick auf Rom zu thun; denn so nenne ich einen Monat Aufenthalt allhier. Alle andere Länder werden gesehen und genossen; dieses aber muss studiret werden.
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