Nietzsche in New York
Der französische Verleger Sylvère Lotringer
WDR / Deutschlandfunk / 2018
Sein Forschungsmaterial sucht der Professor in der Wirklichkeit. Mit Mikrophon und Tonbandgerät. Und lebt wie Nietzsche zwischen Philosophie und Kunst: Der Herausgeber und Kulturvermittler Sylvère Lotringer in New York.
1938 geboren, überlebt er als verstecktes jüdisches Kind unter falscher Identität den Krieg in Frankreich. Eine Erfahrung, die sein gesamtes Leben beeinflusst. Aus dem Hintergrund heraus agiert er in den USA wie ein Auslandsagent in Sachen Kultur. Er wird Literatur- und Philosophie Professor an der Columbia Universität, gründet in New York den Verlag semiotext(e) und führt die wesentlichen Philosophen Frankreichs in der englischsprachigen Welt ein. Der literarisch größte Erfolg mit zwei Jahrzehnten Verspätung wird das Buch I Love Dick von Chris Kraus, das u.a. vom Ende der Ehe zwischen der Autorin und Sylvère Lotringer erzählt.
Dem akademischen Leben steht er zeitlebens misstrauisch gegenüber und zieht es vor, bewaffnet mit Mikrophon und Tonbandgerät sein eigenes Material zu finden und Philosophie direkt ins Leben zu integrieren. Angefangen in den 1950-er Jahren mit Interviewaufnahmen mit T.S.Eliot oder Vita Sackville-West, später mit Philosophen und Künstlern wie Jean Baudrillard, Pat Steir oder John Cage, sammelt Lotringer ein riesiges Tonarchiv zusammen, das in seiner Vielfältigkeit einzigartig ist und in grossen Teilen bisher öffentlich noch nie zu hören war. Lotringer starb im November 2021.
Autor + Regie: Jean-Claude Kuner
Ursendung: WDR3 / 24.11.2018
Nietzsche, das ist das Unerwartete. Man muss Altgewordenes zertrümmern, um Neues zu schaffen. New York war für mich genau das. Es verkörperte Nietzsche.
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