Über den Tropenmaler und Musiker Walter Spies
NDR / WDR / 1995 – 58’28”
Der Lebensentwurf von Walter Spies liest sich faszinierend: hunderte seiner oft literarischen Briefe haben die Kriegswirren überlebt und bezeugen auf berührende Weise seinen Witz, seine Kreativität und seinen inneren Wandel auf der Suche nach dem Glück. Mit Mut hat Spies das realisiert, wovon so mancher sein Leben lang nur träumen mag: die gewohnte Umgebung zu verlassen, um in der tropischen Fremde ein neues glücklicheres Dasein zu finden.
Alles scheint sich für den jungen Walter Spies (geb. 1895 in Moskau) in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg zu entwickeln. Er hält sich in Dresden im Kreise um Oskar Kokoschka und Otto Dix auf, lebt später zusammen mit dem Stummfilm-Regisseur Friedrich W. Murnau in Berlin und begegnet dort allem, was Rang und Namen in der Kulturwelt hat. Als Maler verzeichnet er schnell erste Erfolge.
1923 verlässt der 28-jährige Walter Spies Europa. In Java geht er von Bord. 1927 siedelt Spies endgültig nach Bali um. Unter seinen Besuchern befinden sich die Grössen seiner Zeit aus Kultur und Wissenschaft: u.a. Vicky Baum, Charly Chaplin, Margaret Mead, und die Komponisten Colin McPhee oder Alexander Tansman. Als Deutscher verlässt Spies Europa. Nun wird ihm diese Staatszugehörigkeit – obwohl er die geringste Zeit seines Lebens in seiner Heimat verbracht hatte – zum Verhängnis. 1940 überfallen die deutschen Truppen Holland. In den Kolonien werden daraufhin alle Deutschen interniert. Spies lebt die nächsten zwei Jahre in Lagern auf Java und Sumatra. Kurz vor der japanischen Invasion wird Spies auf ein Schiff nach Ceylon gebracht, das kurz nach Ablegen von den Japanern torpediert wird. Spies kommt dabei um.
Autor + Regie: Jean-Claude Kuner
Ursendung: NDR / September 1995