Nicht zufällig findet 2018 in New York die erste große Retrospektive von David Wojnarowicz (1954-1992) statt – fast 25 Jahre nach seinem Tod. Als wollte man sich darauf besinnen, dass in turbulenten Zeiten Kunst auch direkt und politisch wirken kann.

Ebenso ist es eine Rückbesinnung auf eine Epoche, in der viele Künstlerkarrieren durch AIDS frühzeitig beendet wurden. Wojnarowicz ist nur einer unter vielen. Mit seinen provokativ-radikalen Werken kämpfte er gegen rechtsgerichtete Kräfte in Kunst und Politik.

Nur wenige Künstler haben das emotionale, erotische und politische Chaos modernen Stadtlebens so analytisch und eindrucksvoll eingefangen, wie er.

In der Fales Library der New York University liegen Tonbänder, die der Künstler in vier Phasen zwischen 1981 und 1989 wie ein Tagebuch selbst besprochen und aufgenommen hat. Er nannte sie Tape Journals. Es geht dort u.a. um Kunst, aber auch um missglückte Liebesaffären oder seine Träume. Mitten in der Nacht aufgewacht, schaltet er das Tonbandgerät ein. Es sind intime Selbstgespräche bei denen man dem Künstler nahe kommt. Sie sind hier erstmals öffentlich zu hören.

Autor + Regie: Jean-Claude Kuner
Ursendung: RBB Kultur / 05.01.2020

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I'm sitting here in this room and it's around dusk. There's no light, just these traces of blue in the sky and far over the edges of the tenements. If I look down the street at this angle, it looks like something out of a de Chirico. There are these white clouds that are so faint, so grey, and this strong moon.

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